Station 7
Sollte ich eben noch gesagt haben, dass alles nur ein Spiel ist? Spätestens jetzt wird es verdammt ernst. Du wirst nun schon vor wachsende Herausforderungen gestellt und wähnst Dich kurz davor den Schatz zu finden. Wenn Du glaubst, das müsste es jetzt eigentlich gewesen sein, heftiger kann es nicht werden, dann ist es ein ziemlich sicheres Zeichen, dass die schwerste Prüfung direkt bevorsteht.
Die ganze Zeit waren hilfreiche Freunde und Mentoren stärkend und ratgebend an seiner Seite, doch an diesen finsteren Ort muß der Held ganz allein hinab, um sich seinen tiefsten Ängsten zu stellen. Ich merke bereits beim Schreiben des Textes, dass meine Finger hier nicht recht weiterwollen.
"Zu einem Teil Mut, zu drei Teilen ein Narr." steht auf dem Schild des Helden. Ein Moment in dem man sich fragen könnte, was zur Hölle tu ich hier? Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Obacht! Manch junger Ritter blieb in der Dornenhecke hängen, weil seine Entschlossenheit nicht ausreichte. Diese Station verlangt dir deine volle Präsenz ab.
Gehen wir mit unseren Gedanken nochmal zurück zur ersten und zweiten Station. Warum pendeln denn so viele Menschen ihr Lebtag zwischen Ruf und Weigerung und werden nicht zu Helden? Weil sie instinktiv ihre abgespaltenen, verdrängten Anteile fürchten. Weil es einen Grund gab, abzuspalten und zu verdrängen und allzu oft ging es dabei tatsächlich ums nackte Überleben. Das klingt vielleicht erstmal völlig übertrieben, jedoch wenn wir uns noch einmal vor Augen führen, dass es sich um innere Schattenkinder handelt, kommen wir der Sache auf die Spur. Kinder sind abhängige Wesen, die noch nicht allein überleben können. Für Kinder geht es tatsächlich um die Existenz und daher sind sie bereit sich ihrer Umgebung auf eine Art, die ihrem Wesen eigentlich so nicht entspricht, anzupassen. Das hat selbstverständlich unterschiedliche Abstufungen, fängt bei "was wir so normal nennen" an und geht bis hin zu traumatischen Erfahrungen. Je nach Level und je nachdem wo du in deiner Persönlichkeitsentwicklung gerade stehst, wird sich deine Hölle dir öffnen. Insofern stimmt es philosophisch gesehen schon irgendwie, wenn man so dahin sagt, jeder bekäme vom Leben nur das, was er auch tragen kann (auch wenn diese Aussage konfrontiert mit den Übeln der Welt da draußen ziemlich zynisch wirkt).
Was erwartet die Heldin/ den Held in der Hölle? Kurz gesagt, dort unten rührt die große Göttin alles was kommt in den Kessel des Wandels ein. Da wird gestorben, im Leib der Urmutter gewandelt und zurück ins Leben geboren.
Ich hatte ja bereits in einem der oberen Abschnitte geschrieben, dass auf dem Weg Ruf wie Weigerung gleichermaßen an Kraft gewinnen und so begegnest du am dunkelsten Ort deiner persönlichen Schattenwelt selbst erschaffenen, ausgewachsenen Monstern und Dämonen. Auge in Auge mit dir selbst wird deine größte Herausforderung sein, alle Waffen niederzulegen und dich von deinen inneren Dämonen fressen zu lassen. Dich ihnen ganz zur Verfügung zu stellen, damit sie sich in das zurück verwandeln können, was sie eigentlich sind.
Esoterisch ausgedrückt ist es die dunkle Nacht der Seele, in der letztlich das Ego stirbt. Ein Prozess durch den "das was du nicht bist" von dir abfällt, damit "das was du bist", seinen Platz voll einnehmen kann. Diese Station braucht von Heldin und Held lediglich Unerschrockenheit und die Bereitschaft zu sterben, sonst eigentlich nichts weiter.
Fortsetzung folgt ...
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