Station 3 und 4
Nun, da der Entschluss zum Aufbruch gefasst ist, ist die Heldin/ der Held in dir geboren. Wir haben die entscheidende Station geschafft. Wie viele Menschen pendeln einen Großteil ihrer Lebenszeit zwischen Ruf und Weigerung und lassen sich von ihren inneren Widerständen aufhalten, anstatt sie kennenzulernen und ihnen den Platz einzuräumen, der ihnen zusteht?
Eine Heldin braucht letztlich den Mut, sich der eigenen Finsternis zu stellen. Die Begegnung mit dem inneren Saboteur, in der Station der Weigerung, ist hierbei der erste entscheidende Schritt in die Aussöhnung mit dem schattenhaften inneren Anteil. Der Saboteur ist nicht besiegt und es wird auch nie darum gehen gegen ihn zu kämpfen. Nein, er begleitet uns in die Unterwelt und die Weigerung wird unterwegs gleichermaßen an Stärke gewinnen, wie auch der Ruf. Beides gehört zu uns. Auf der schamanischen Heldenreise geht es ja darum, sich nicht mehr blind vom Ego steuern zu lassen, sondern mehr echtes Selbst zu entdecken, indem wir in die Unterwelt reisen und dort den verborgenen Schatz heben. Das ist der Plan.
Was ist denn die Unterwelt? Auf dem Modell der Heldenreise sehen wir zwei Welten, die bekannte Welt und die unbekannte Welt. Man könnte auch sagen, die bewusste Welt und die unbewusste Welt. Um das Unbestimmte zu finden, für das wir uns auf den Weg gemacht haben, müssen wir in unser Unbewusstes eintauchen, um es im Licht des Bewusstseins zu erkennen. Das ist letztlich das, was in jedem Fall geschehen wird. Alles weitere kann man vorher nicht wissen. Du hast keinen blassen Schimmer, was dich da unten erwartet und ich auch nicht. Soviel kann ich dir sagen. Die Heldenreise ist ein Wagnis. Denn wen fürchten wir noch mehr, als uns selbst? Nicht ohne Grund haben wir uns fragmentiert und Abgelehntes in die Unterwelt gedrängt.
Eine Held braucht Mut. Aber noch mehr als das braucht es Abenteuerlust, Begeisterung und Verrücktheit. Sich aus dem, was man für die eigene Identität gehalten hat verrücken in das Mehr, in das Potential, das da in einem noch unerschlossen ist. Eine Heldin, ein Held ist neugierig, närrisch und wagemutig.
Die kommenden Tage geht Heldin wach auf die Schwelle zu und spürt die Bereitschaft zum Übertritt in sich heranreifen. Doch noch ist Zeit für Vorbereitung. Im geistigen Sinne werden sieben Sachen gepackt. Du beginnst einen anderen Blick zu schulen, den Blick für den Zauber, den Blick für die Zeichen am Wegesrand. In der Vorbereitungszeit lernen wir außerdem den Archetyp des neutralen Beobachters in uns kennen, er wird uns in die Unterwelt begleiten und in jeder Situation äußerste Stärke verleihen.
Du bist nun der Held in deinem eigenen Mythos, der im Augenblick gewebt wird und doch bereits in der Chronik des Lebens geschrieben steht. Geistige Helfer sind schon jetzt an deiner Seite. In Alltagsbegegnungen bekommst du wichtige Botschaften und Hinweise, du triffst vielleicht einen hilfreichen Tierbegleiter und findest ein Schutzamulett. Du wirst im wahrsten Sinne hellhörig, hellsichtig und hellfühlig. Die Wunder kündigen sich an, du lässt dich auf den Zauber ein. Was du unterwegs brauchen wirst, was in dein geistiges Gepäck gehört, es kommt auf dich zu, du musst es nur sehen. Schließlich findest du einen Ort an dem der Übertritt in die unbekannte Welt symbolisch stattfinden wird. Heldin/ Held tritt über die Schwelle. Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr, denn der Rückweg liegt nicht hinten, sondern vorne. Die Reise beginnt.
Fortsetzung folgt ...
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